Rezension: “Die Hörige”
So, da ist er wieder, mein Blog. Zur Wiedereröffnung möchte ich euch eine Rezension präsentieren, die bereits auf der Anduin-Webseite erschienen ist. Da diese vor kurzem vom Netz gegangen ist, der Autor aber gerne auf diese Rezension verweisen möchte (was ja verständlich ist), stelle ich sie hier einfach wieder online.
Viel Spaß beim Lesen!
Markus Gerwinski: Die Hörige. Band 1 der Falkenflug-Trilogie
Ich bekenne: Ich bin ein bibliophiler Mensch. Als solcher war es mir lange Zeit eine ungeheure Vorstellung, auf langen Reisen kein Buch in papiergebundener Form in der Tasche zu haben, sondern einen Ebook-Reader oder ein Tablet. Natürlich haben diese Geräte den Vorteil, dass ich ungleich viel mehr Lesestoff mitnehmen kann (auch Rollenspielbücher, die die Reisetasche nicht unwesentlich belasten), aber sie waren mir suspekt.
Dann aber wurden die Reisen immer mehr und die Taschen zu schwer, und ich entschloß mich, auf ein IPad umzusteigen. Gut, dass ich das getan habe, denn sonst wäre mir das Buch, über dass ich hier eigentlich schreiben möchte, entgangen.
„Die Hörige“ ist der erste Band der Falkenflug-Trilogie, gleichzeitig auch die erste Veröffentlichung des Autors Markus Gerwinski. Es ist bisher nur als Ebook im Scratch-Verlag erschienen, einem kleinen Verlag für fantastische und historische Literatur.
Das zu den harten Fakten, kommen wir zum Inhalt.
Im Gegensatz zu seiner modernen Aufmachung ist „Die Hörige“ ein Fantasy-Roman vom alten Schlag. Schon auf den ersten Seiten entfaltet sich eine Atmosphäre wie ein altes Märchenbuch, das man behaglich mit einer Tasse Tee vor dem Kamin liest, in dem ein warmes Feuer prasselt. Gemächlich gleitet die Geschichte von Ragald und Gunid, dem Adligen und dem Bauernmädchen dahin, in einem so unaufgeregtem Erzähltempo, das es mitunter schon wohltuend anachronistisch in unserer schnelllebigen Welt wirkt. Aber es ist auch eine alte Geschichte von Freundschaft und Liebe, eine Geschichte von Krieg und Verrat und dunkler Magie, kurz, eine Geschichte aus einer anderen Zeit.
Doch wer jetzt befürchtet, alten Wein in neuen Schläuchen zu bekommen, der wird eines Besseren belehrt. Denn „Die Hörige“ ist nicht etwa die Geschichte des armen Bauernmädchens, das einen Adligen anschmachtet, oder eine Romeo und Julia-Variante. Nein, Gunid ist eine Heldin, eine toughe junge Frau, die sich nicht von Männern abhängig macht, sondern sich ihren Weg sucht, mit all seinen Hindernissen. Zu keiner Zeit fällt sie aus der Rolle und beschließt, dass sie nur mit einem Schwert in der Hand oder magischen Superkräften an ihr Ziel kommt, sie ist keine Mary Sue, der alles gelingt, sondern eben nur eine „Hörige“. Wie jede normale junge Frau hadert sie auch manchmal mit sich und ihrer Umwelt; in manchen Momenten möchte der Leser sie schütteln und ihr sagen, dass sie einfach auf ihr Herz hören muss
Ragald hingegen ist kein tugendhafter Ritter in strahlender Rüstung, sondern ein ganz normaler Junge, mit Ecken und Kanten, und vor allen Dingen Fehlern. Stellt sich ihm ein Fettnäpfchen in den Weg, so wird er mit Sicherheit zumindest darüber stolpern. Genau diese Normalität, aus der die Hauptpersonen über sich hinauswachsen müssen, ist es, die sie so lebensecht und sympathisch macht.
Aber nicht nur die Hauptpersonen sind jenseits jeder Klischeekiste, auch die übrigen Charaktere des Buches wirken plastisch und verhalten sich eben nicht so, wie der Leser es aus hunderten Genre-Titeln gewohnt ist.
Im letzten Drittel des Buches zieht das Tempo der Geschichte an, das passt jedoch auch dazu, dass sich plötzlich die Ereignisse überschlagen. Was genau passiert, kann hier natürlich nicht verraten werden, nur so viel: Der zweite Band wird schon sehnsüchtig erwartet.
(Update: Band 2 und 3 sind inzwischen erschienen und können ebenfalls über die unten angegebenen Webseite bezogen werden)
Als E-Book oder Book on Demand erhältlich, mehr Informationen unter: http://www.markus.gerwinski.de/topic_author/de_Falkenflug_1.html